Das Offene Bildungsnetzwerk Freiburg lud vergangene Woche zu einem Mini-Barcamp ein – eine
tolle Gelegenheit sich mit Bildungsprofis aus den unterschiedlichsten Bereichen
auszutauschen. Ganz besonders spannend war ein Kurz-Vortrag von Otto Kraz zum
Thema Agiles Lernen, auf dem die Idee zu diesem Blog-Beitrag beruht.
Agilität und Bildung
Aber ganz
von vorne: Agilität, ursprünglich aus der Software-Entwicklung stammend, hat in
den vergangenen Jahren seinen Siegeszug im Projektmanagement angetreten. Dass
agiles Projektmanagement auch ein lohnenswerter Ansatz für Museen und
Ausstellungsgestalter sein könnte – darauf gehe ich an dieser Stelle nicht,
sondern vielleicht in einem zukünftigen Blog-Post ein.
Das Manifest
für agile Softwareentwicklung wurde zwischenzeitlich auf den Bildungsbereich
übertragen. Um auf bessere Art und Weise Entwicklungsprozesse beim Menschen zu
unterstützen, formuliert das englischsprachige Manifest die folgenden Eckpunkte:
- Individuals and Interactions over curricula and tools
- Learning for Performance Improvement over comprehensive knowledge transfer
- Learner Collaboration over contract/program negotiation
- Responding to Change over following a plan
Was ist Agiles Lernen?
Agiles
Lernen setzt sogenannte agile Werte, Prinzipien und Methoden ein, um
Lehr-Lernsituationen unter Beteiligung aller Betroffenen und insbesondere der
Lernenden besser zu gestalten.
Das
bedeutet, dass die Anwendung agiler Vorgehensweisen und Instrumente die
Didaktik des Lernprozesses darstellen. Konkret bilden Lehrende und Lernende ein
Lernteam, das sich ausgehend von den individuellen Voraussetzungen über die
Lernziele in Form von Kompetenzen, Kenntnissen und Fähigkeiten verständigt.
Dieser Prozess wiederholt sich in mehreren Lernphasen und das Ergebnis wird am
Ende jeder Phase anhand von Kriterien reflektiert.
Agiles Lernen in der Museumspädagogik
Agiles
Lernen in Ausstellungen und Museen kann ein neuartiger, wenn auch
voraussetzungsvoller Ansatz für die museumspädagogische Arbeit sein. Ein guter
Ausgangspunkt für die Integration agiler Prinzipien in museumspädagogische
Angebote stellt der eduScrum Guide dar. Jedem der bereits mit SCRUM gearbeitet
hat, sind das grundsätzliche Vokabular und die dahinter stehenden Ideen bereits
vertraut – er braucht die in eduScrum umgesetzte Anwendung auf die pädagogische
Arbeit nur noch in den Museumskontext zu übertragen.
Mediale Ausstellungen und Agiles Lernen
Spannender
und herausfordernder wäre eine Umsetzung der Prinzipien des agilen Lernens in
interaktiven Exponaten, Medienguides oder Serious Games.
Bei einer
Implementierung des agilen Lernens in mediale Lernumgebungen ist insbesondere
die Frage der Rollen von Bedeutung:
- Die Rolle des Auftraggebers könnte hierbei durch spielerische Aufgaben an die Ausstellungsbesucher umgesetzt werden,
- Die Rolle des Coaches könnte insbesondere bei Medienexponaten durch kontextbezogene Hinweise der Software übernommen werden. Für eine solche Umsetzung muss jedoch mit einem erheblichen Programmieraufwand gerechnet werden,
- Die zentrale Rolle des Lehr-Lernteams ist in unbetreuten Interaktionssituationen mit Exponaten nicht ohne Weiteres zu ersetzen.
Wie könnte
diese Rolle ohne museumspädagogisches Personal ausgefüllt werden? Ich habe
darauf noch keine Antwort – freue mich aber über Eure Ideen oder Feedback dazu!
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