Donnerstag, 18. Mai 2017

Weshalb Nationalparkzentren verhindern, dass Besucher die Natur entdecken



Ein attraktives Besucherzentrum gehört heute zu jedem deutschen Großschutzgebiet. Da eine Ausstellung ein innovatives und vielfältiges Instrument ist, um die Inhalte und Ziele von Großschutzgebieten zu vermittlen, finde ich diese Entwicklung äußerst begrüßenswert.

Besucherzentren in Großschutzgebieten haben ein Problem
Doch viele der deutschen Besucherzentren in Nationalparken, Biosphärenreservaten oder Naturparken haben ein gravierendes Problem:
Die Dramaturgie oder die thematische Gliederung von Besucherzentren folgt nämlich häufig den im Schutzgebiet vorkommenden Lebensraumtypen. Im Prinzip wird in Ausstellungen dieser Art Natur „nachgebaut“ und versucht die Natur „ins Haus zu holen“.

Natur entdecken statt Natur nachbauen
Doch die Natur befindet sich draußen – nicht im Haus! Ist nicht das Ziel der Ausstellungen, die Besucher zu motivieren, selbst die Natur zu entdecken? Weshalb werden dann ganze Biotoptypen mit aufwendiger Inszenierung im Zentrum nachgebaut? Weshalb werden 4D-Kinos bemüht, um die Natur möglichst realistisch nachzubilden – wo es doch ohnehin nie so eindrücklich gelingen kann wie bei einer Wanderung im Schutzgebiet selbst? Die Besucherzentren animieren nicht die Natur zu entdecken, sondern bauen diese nach.

Ein touristisches Produkt, dass nicht den Bildungsauftrag der Schutzgebiete erfüllt
Aus den beschriebenen Konzeptionen folgt, dass für viele Besucher ein Besuch im Besucherzentrum ein wirkliches Naturerlebnis ersetzt. Weshalb sollte man in die Natur, wenn Sie im Haus nachgebaut ist? Ein Besucherzentrum ist viel angenehmer als ein entdecken der feindlichen Wildnis: Wanderschuhe sind nicht nötig, es ist warm und trocken – und dreckig werden die Besucher schon gar nicht.
Wie sieht heute ein typischer Besuch im Nationalpark aus? Ein Besuch des Infozentrums, dann einen Kaffee Trinken in der angeschlossenen Gastronomie und danach wieder mit dem Auto ins Hotel. Es kann nur ein naturschutzfachlicher Netzbeschmutzer sein, wer erwähnt, dass die Einnahmen der Gastronomie den Schutzgebietsverwaltungen insofern zu gute kommt, um zumindest etwas die Verluste der aufwendigen Besucherzentren aufzufangen.

Natur-Besucherzentren der Zukunft
Um Besucherzentren zu entwickeln, die wirklich den Auftrag der Schutzgebiete unterstützen wäre ein radikal neuer Ansatz erforderlich – doch wer traut sich das schon?

Dienstag, 9. Mai 2017

Sustainability Communication 4.0



Kürzlich habe ich auf der Hannover Messe den aktuellen Entwicklungen im Industriesektor nachgespürt: Im Hinblick auf Inszenierung und Medieneinsatz sind Unternehmen schließlich häufig Vorreiter.

Nachhaltigkeitskommunikation und CSR

Mein besonderes Interesse galt dabei einer Veranstaltung im begleitenden Konferenzprogramm: „Die Nachhaltigkeitsziele: UnternehmerischeVerantwortung - Unternehmerische Chance“, so der Titel der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit organisierten Diskussionsplattform. 

Nach einer Einführung zu den Nachhaltigkeitszielen, englisch Sustainable Development Goals (SDG), wurde in zahlreichen Fallstudien von Unternehmen über Aktivitäten im Feld der Corporate Social Responsibility (CSR), also der Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft, berichtet. Dabei spielten insbesondere globale Perspektiven zum Thema CSR und Wertschöpfungsketten eine Rolle.


Ausstellungen als Werkzeug der Corporate Social Responsibility

Insgesamt hat die Konferenz jedoch eines deutlich gezeigt: In der Kommunikation von Nachhaltigkeitsbestrebungen beziehungsweise Aktivitäten im Bereich Corporate Social Responsibility setzen viele Unternehmen noch immer auf sehr klassische Formate und Kanäle: Flyer, Nachhaltigkeitsberichte und persönliche Vorträge. Innovative Vermittlungsformate wie interaktive Exponate und Ausstellungen spielen derzeit noch eine geringe Rolle. Dabei würde sich gerade in der Nachhaltigkeitskommunikation für die Ansprache diverser Stakeholder unterschiedliche Ausstellungsformate sehr gut eignen.

Sustainability Communication 4.0 muss sich also interaktiver Vermittlungsformate bedienen, um zeitgemäß und attraktiv Zielgruppen anzusprechen. Unternehmen mit Weitblick könnten Ausstellungen als Mittel der Corporate Social Responsibility einsetzen – und so den nächsten Schritt hin zu einer innovativen Nachhaltigkeitskommunikation gehen.