Mittwoch, 29. Januar 2020

Nachhaltig bedeutet nicht langfristig


Nachhaltigkeit ist bereits seit geraumer Zeit ein Trendwort. Der Begriff ist, spätestens seit der Museums for Future-Kampagne auch im Museumssektor „in aller Munde“.

Unscharfe Verwendung von Nachhaltigkeit

Um fortschrittlich und zeitgemäß zu erscheinen, werden die Worte „nachhaltig“ und „Nachhaltigkeit“ immer wieder unscharf und auch irreführend verwendet. Auch der Diskurs zur Nachhaltigkeit in Museen wird so des Öfteren von Akteuren gekapert.

Um eine konstruktive Diskussion zum Thema nachhaltige Museen zu führen, erscheint es daher angemessen, den Bedeutungsinhalt des Begriffs zu klären. 

Auf der Tagung des Deutsche Museumsbundes hatte ich die Chance in das Konzept der Nachhaltigkeit für Museen einzuführen.


Bewahren, Ausstellen: Nachhaltig!

Auf der Tagung des Deutschen Museumsbundes mit dem Titel „Bewahren, Ausstellen: Nachhaltig!“ im November letzten Jahres hatte ich die Möglichkeit in einen einführenden Überblicksvortrag zum Thema „Nachhaltigkeit im Museumssektor. Von der energetischen Detaillösung zum Beitrag für die Große Transformation“ zu halten.

Als Einstieg in diesen Vortrag und Vorbereitung der folgenden Podiumsdiskussion diente die oben beschriebene Begriffsklärung zur Verwendung von Nachhaltigkeit. Als Beispiel könnte ein Beitrag zur Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes 2019 gelten.

Während der Titel suggeriert, dass der Deutschen Museumsbund Nachhaltigkeit in Museen propagiert, wurde stattdessen eine „langfristige finanzielle Unterstützung “ gefordert. Hieran wird deutlich, dass der Begriff mittlerweile völlig losgelöst von seiner ursprünglichen inhaltlichen Bedeutung verwendet wird. Also: Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist kein „grünes“ Konzept

Nachhaltige Entwicklung wird oft als ein grünes Konzept missverstanden. Doch ein auf ökologische Herausforderungen und ggf. technische Lösungsansätze reduziertes Verständnis ist viel zu eng. Nach dem ursprünglichen Verständnis kann Nachhaltigkeit „Bedürfnisse der heutigen Generation sicherstellen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.“ Simpel, allgemeinverständlich und auch verkürzt könnte Nachhaltigkeit als “Enkeltauglichkeit” verstanden werden.

In erster Linie geht es also um Menschen - und alles, was mit ihnen verbunden ist: Ein gutes Leben, Partizipation, soziale Gerechtigkeit.

Nachhaltigkeit im Museumssektor

Wie können wir also Nachhaltigkeit für den Museumssektor fassen? Eine ganz grobe, erste Annährung, basierend auf Davis wäre: “Nachhaltigkeit betrifft die langfristige Rolle des Museums im Hinblick auf sein Verhältnis zur Gesellschaft und zur Zukunft des Planeten.”

Lasst uns nicht den Fehler begehen, den Begriff unscharf zu verwenden und damit die gesamte Diskussion zum „Nachhaltigen Museum“ zu diskreditieren!