Auf dem Weg zu einem Museum
der Zukunft ist die Reduktion des Energieverbrauchs ein wichtiger Schritt zu
mehr Nachhaltigkeit und geringeren Betriebskosten.
Anforderungen an Museumsgebäude und Science Center
Museen, und zu einem
geringeren Grad auch Science Center, müssen zwei grundsätzliche
Nutzungsszenarien erfüllen:
- Das offensichtliche Szenario ist die Bereitstellung einer angenehmen und inspirierenden Umgebung für die Besucher, in der eine ideale Präsentation der Exponate ermöglicht wird. Diese Umgebung umfasst neben der Innenarchitektur und dem Raumprogramm auch Aspekte wie Klimatisierung und Akustik (ICOM 2006: 8).
- Insbesondere Museumsgebäude müssen daneben auch die Konservierung der ausgestellten Exponate sowie der Sammlungsobjekte sicherstellen (ICOM 2006: 3). Dabei geht es um optimale äußere Umweltbedingungen – diese können, je nach Anforderungen der Sammlung, alle Aspekte des Gebäudes betreffen. Diese Anforderungen können zum Teil extrem anspruchsvoll sein und weitreichende Auswirkungen auf das Gebäude- und Energiekonzept haben.
Energieverbrauch als zentrale Größe von nachhaltigen Science Centern
Nicht erst seit den stark steigenden
Energiepreisen fassen Museen und Science Center das Handlungsfeld
Energieeffizienz ins Auge, um Betriebskosten einzusparen.
Das Handlungsfeld
Energieeffizienz umfasst dabei:
- einerseits die Sanierung oder den Bau des Gebäudes sowie
- andererseits den Betrieb sowie die Betriebskosten der Ausstellung.
Daraus wird deutlich, dass
eine energetische Bewertung von Gebäuden nur gesamtheitlich erfolgen kann (vgl.
DIN V 18599). Diese umfassende Betrachtung der Energiebilanz berücksichtigt den
Energiebedarf für Heizungs- und Klimaanlagen, Belüftung und Raumklimasystemen, Warmwasser
und Beleuchtung.
Energieeffizienz in Museen und Science Centern verbessern
Um in Museen und Science
Center den Energieverbrauch zu verringern, können insbesondere die folgenden Parameter
analysiert und optimiert werden:
- Klimatechnik
- Beleuchtung und Umgang mit Tageslicht
- Energieverbrauch von Medienkonzepten
Als Grundlage für weitere
Maßnahmen ist zunächst eine Analyse des energetischen Status quo hilfreich.
Dafür können, je nach Komplexitätsgrad des Gebäudes, umfangreiche Messungen
notwendig sein, bspw. Infrarot-Thermografie oder auch Luftwechselmessungen mit Indikatorgas.
Die Analyse und Bewertung von Museumsgebäuden sollte idealerweise nach DIN V18599 zur energetischen Bewertung von Gebäuden erfolgen.
Um zielführende Maßnahmen zu
identifizieren, sind auch Simulationen, bspw. mit TRNSYS (Transient Systems Simulation)
oder mit speziellen Lichtsimulationen sinnvoll.
Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs
Unabhängig von den spezifischen
Anforderungen der Sammlung und den Voraussetzungen des Gebäudes werden folgende
Maßnahmen regelmäßig angewandt, um den Energieverbrauch in Science Centern und
Museen zu reduzieren (Müller 2010):
- Nutzung von Tageslicht und differenzierte Tageslichtbeleuchtung,
- Geothermisch unterstützte Heizung und Kühlung,
- Zertifizierte und energieeffiziente Medientechnik,
- Minimierter Luftwechsel und aktive Kontrolle des thermischen Raumklimas,
- Thermische Bauteilaktivierung bzw. Bauteiltemperierung.
Die Bedeutung des Lebenszyklus für die Energiebilanz
Um die gesamte Energiebilanz zu reduzieren, ist es nicht
unbedingt sinnvoll, die günstigsten Materialien und Produkte auszuwählen.
Stattdessen sollte die Auswahl auch anhand des Energieverbrauchs im gesamten
Lebenszyklus erfolgen. Durch eine solche Qualitätsbewertung im wird
sichergestellt, dass die gesamte Planung für die Erneuerung eines
Energiekonzeptes im Hinblick auf Nachhaltigkeit umgesetzt wird (Haracska/Kuder2008).
Das erste Passivhaus-Museum und energieeffiziente Science Center
Am anschaulichsten lassen
sich Musterlösungen anhand von Vorreitern darstellen. Die folgenden Science
Center und Museen haben bereits erste Schritte Richtung Energieeffizienz
unternommen:
- In Ravensburg hat 2013 das weltweit erste Museumsgebäude als Passivhaus eröffnet. Dabei wurde die Umsetzung des Passivhausstandards mit den hohen Anforderungen des Kunstmuseums im Hinblick auf Sammlung und Museumsbetrieb in Übereinstimmung gebracht.
- Das Royal BC Museum in Victoria, Kanada hat ein umfangreiches Nachhaltigkeitsprogramm. Kern der Aktivitäten stellt das Monitoring und die Reduzierung des Energieverbrauchs dar. Detaillierte Informationen zum Energieverbrauch sind mit dem Tool Pulse hier online abrufbar.
- Im Figge Art Museum, Davenport, USA konnten allein durch den Einsatz durch Smart-Metering etwa 60 tausend Euro pro Jahr eingespart werden.
- Das Museum Ritter in Waldenbuch bekam im Rahmen einer umfangreichen Sanierung ein ganzheitliches Energiekonzept, in dem Tageslichtsysteme, aktive Kühlung, thermisch aktivierte Bauteilsysteme, Kraft-Wärme-Kopplung und Solarthermie zu einer verbesserten Energiebilanz beitragen.
Aus den Best Practice-Beispielen geht hervor, dass der
Energieverbrauch durchaus auf weniger als 10 Prozent reduziert werden kann –
ein hoher Anreiz für Einrichtungen mit hohen Energiekosten.
Kennst Du weitere gute
Beispiele oder Lösungen? Dann freue ich mich über Deine Nachricht!
Energetisches Ziel für Museen und Science Center
Auch wenn einzelne Maßnahmen
und Verbesserungen durchaus lobenswert sind, ist das übergeordnete Ziel die
Ausstellung als Teil einer übergreifenden Energiekonzeption des gesamten
Gebäudes zu konzipieren und umzusetzen.
Weiterführende Literatur
Der BINE Informationsdienst bereitet Ergebnisse aus der
Energieforschung praxisrelevant auf. Spezifische Informationen für Science
Center und Museen findest Du hier:
Quellen
Haracska,
H. / Kuder, G. (2008): Energetische Modernisierung eines Museums –
Energieeffizienz bei Nicht-Wohngebäuden mit hohen klimatischen Anforderungen.
In: Pöschk, J. (2008): Energieeffizienz in Gebäuden - Jahrbuch 2008. VME Verlag und Medienservice Energie Berlin. S. 167-174. http://www.luwoge-consult.de/fileadmin/repository/Projekte/Erleben/WHM_Buchbeitrag.pdf
In: Pöschk, J. (2008): Energieeffizienz in Gebäuden - Jahrbuch 2008. VME Verlag und Medienservice Energie Berlin. S. 167-174. http://www.luwoge-consult.de/fileadmin/repository/Projekte/Erleben/WHM_Buchbeitrag.pdf
ICOM,
The International Council of Museums (2006): ICOM code of ethics for museums.
Paris: ICOM. http://www.icom-deutschland.de/client/media/362/code_ethics2013_eng.pdf
Müller,
H. (2010): Energieeffiziente
Museumsbauten. http://www.greenbuilding-rd.de/download/Energieeffiziente_Museumsbauten_1210.pdf
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