Donnerstag, 24. August 2017

Weshalb nutzen nicht mehr Science Center und Wissenschaftsmuseen das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)?



Im Artikel zur Mecheln Deklaration habe ich bereits über die Bedeutung des Museums- und Ausstellungssektors für eine Nachhaltige Entwicklung geschrieben.
In diesem Beitrag möchte ich noch stärker die Beziehung zwischen dem Bereich der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Wissenschaftsmuseen sowie Science Centern beleuchten. Dafür habe ich ein Interview mit Prof. Charles Hopkins geführt, der als UNESCO Chair an der BNE-Dekade beteiligt war sowie an dem Kapitel „Förderung der Bildung, der Bewusstseinsbildung und der Aus- und Fortbildung“ der Agenda 21 mitgearbeitet hat.

Wie ist der aktuelle Stand von Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Wissenschaftsmuseen und Science Centern?
Viele dieser Institutionen praktizieren Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), sind sich dessen aber nicht bewusst, so Charles Hopkins. So ist es häufig dem Besucher selbst überlassen, die Verbindung der Inhalte und Exponate zu dem Thema Nachhaltige Entwicklung herzustellen.
Dazu kommt, dass Science Centern und Wissenschaftsmuseen nicht förmlich aufgefordert wurden, am BNE-Prozess teilzunehmen. Aus Sicht der Akteure der BNE werden Kooperationen mit dem Museumssektor zumeist nicht als eine entscheidende Partnerschaft angesehen. Ausnahmen davon sind die Regionen bzw. Zenten, die von einer hohe Expertise im Bereich BNE gekennzeichnet sind, so Hopkins weiter. Doch diese Kooperationen sind dem Professor der Universität Toronto zufolge vielversprechend: “Strategizing with science centers and science museums for a more sustainable future could be very powerful”.

Welche Rolle könnten Science Center und Wissenschaftsmuseen bei der Förderung der BNE spielen?
“Science centers and science museums need to become conscious about their responsibility for a sustainable future”, betont Hopkins. Zu allererst könnten Akteure aus diesem Bereich sich stärker in das Weltaktionsprogramm der UNESCO sowie die nationalen Aktionspläne einbringen und diese Prozesse als Chance begreifen, schlägt er weiter vor. Doch um zu identifizieren, in welchem der fünf Fokuspunkte des globalen Aktionsplans die jeweiligen Institutionen aktiv werden können, ist eventuell weitere Führung und Konkretisierung notwendig.

Was die Stärken von Wissenschaftsmuseen und Science Center für die Umsetzung von BNE-Ansätzen?
Institutionen aus dem Museumssektor haben in der Regel eine hohe Reputation und hohe Glaubwürdigkeit; des Weiteren sind sie gut darin, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, erklärt Charles Hopkins.
In Science Center sind Experten tätig, die wissen, wie Besucher auf unterhaltsame Weise etwas lernen können. In Museen arbeiten Profis, wenn es um die Entwicklung von spannenden und lehrreichen Geschichten geht.
Aufgrund der genannten Aspekte und einer hohen Besucherzahl wäre der Museumssektor daher ein starker und Partner für die Förderung und Umsetzung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. 

BNE im Museumssektor
Hinsichtlich der Integration von BNE in den Museumssektor steht uns noch ein langer Weg bevor, denn “Science centers and science museums could be much more useful for ESD than they are”, stellt Hopkins abschließend fest.




Das Interview wurde im Rahmen der Abschlusskonferenz der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ in Bonn geführt.

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